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Mit Antiphonia legt Jörg Schieke ein langes Gedicht vor, das lust- und kunstvoll einen Parforcerittdurch die Gegenwart und unmittelbare Vergangenheit zelebriert. Rein inhaltlich, wie man so sagt. Formal aber lässt es Formen auferstehen, die vergangen scheinen, aber zyklisch ihren Anspruch auf Gegenwärtigkeit geltend machen. Immer wieder findet das Epos seinen Weg zurück in den Vers, dem es letztlich entstammt und aus dem es erst in der bürgerlichen Epoche in den Roman floh.

 

aus dem Buch:

...

Später möchte ich unbedingt einen festen Freund

und eine eigene Wohnung. Die beiden dürfen alles

miteinander treiben. Nur nicht die weißen Fliesen

durchbohren in meinem weißen Badezimmer – das dürfen

 

sie ausdrücklich nicht. Gründe sind Abgründe, und Heiner

hatte mir ein Antiphon mitgegeben. Das erste, das schon

von der Patina des Wieder-Natur-Gewordenen über-

spült war. Alte Musikinstrumente, selbst wenn sie

 

einfach so in der Gegend rumstehen, machen etwas

mit uns. Nicht nur mit uns; die ganze Landschaft

schweigt antiquarisch. Ich zum Beispiel, die ich seit

Tagen in diesem Waggon saß, begann von meinen Blusen

 

die Bündchen abzuschneiden, unten wie oben. ...

Antiphonia (Gebundene Ausgabe mit Umschlag)

    • Name: Antiphonia
    • Autor: Jörg Schieke
    • Verlag: poetenladen Verlag
    • Seitenzahl: 80 Seiten
    • Sprache: Deutsch
    • Größe:  14.6 x 1.3 x 20.6 cm
    • Erscheinungsjahr: 2018
    • Preis: 18,80 €
    • ISBN - 13: 978-3-940691-93-4
  • "Man bewegt sich durch Patchwork-Bildwelten, in denen Alltagssprache sich mit dem Vokabular von Popkultur, Digitaltechnik, Medizin, Politik, Sozialbürokratie mischt zu einem coolen Sound, dessen Dahinströmen man sich mit Vergnügen überlässt."

    - Tomas Gärtner/ Dresdner Neueste Nachrichten

     

    "Was an diesem Text fasziniert, noch ehe man tiefer in seine familiären Zusammenhänge und Hintergründe einsteigt, sind die einprägsamen Formeln und gewitzten Sprachfindungen. Etwa wenn es heißt, die Eltern seien sich in einer „nach Lokalkolorit müffelnden Kleinstadt“ nähergekommen. Oder wenn Kinder hier grundsätzlich nicht geboren, sondern „veröffentlicht“ werden. … Das Verwunderliche vieler Lebensmomente ist das Basismaterial für Jörg Schiekes Lyrik. „Antiphonia“ bleibt in manchem rätselhaft, aber man bekommt genug zu fassen bei der Lektüre, um Lust zu haben, über die Rätsel dieses Textes nachzusinnen. Seine verwinkelte Weisheit und sein Humor sind so ungewöhnlich wie erfreulich in der oft verkniffen ernsten deutschen Gegenwartslyrik."

    - Wolfgang Schneider/ SWR 2

     

    "Das Antiphon ist eine kritische Gegenwart/- welt, die im Gedicht entworfen wird. Vielleicht das Werkzeug gegen den Roman, mit seiner oft omnipräsent gepushten Kompetenz, Performanz, Potenz. Jörg Schieke hat einen Neuen Klassiker konzipiert, souverän und wider die Vereindeutigung. Jonis Hartmann/ fixpoetry

    "Schiekes Arbeit ist weder Gedicht noch Roman, sondern ein Hybrid-Text, eine Konversion voller Gelassenheit und damit Humor, aber auch voller Liebe zum Mitmenschen und in Trauer, Mitgefühl, wenn es eng wird. Gewissermaßen ein (buddhistischer) Text mit Teilnahme im Dauerfluss."

    - Kristian Kühn/ Signaturen

     

    "Nach dem Lesen deutet sich das photofreie Cover als prägnante Inhaltsangabe. Drei mal drei Scheiben mit vier Wortringen aus Versen liegen an- und teils übereinander und umschließen Autorennamen und Titel sowie Untertitel. Die mittlere Schriftfarbe in zartem Wachsgrün, die beiden lappenden in gesetzter Druckerschwärze. Die Scheiben reiben sich, rotieren und revoltieren. Das Titelwort steht kopf, will auf die Füße gestellt werden. Es könnten aber auch Schallwellen aus Wörtern sein, die sich im Buchstabenmeer konzentrisch ausbreiten wie möglicherweise der Stein der Weisen. Einprägsamer ist die Antiphonia graphisch wohl nicht umzusetzen. Wenn das nicht der endgültige Beweis für eine bis zur letzten Note durchkomponierte Prosalyrik ist, die der Leipziger Poetenladen-Verlag geoutet hat ... Wer übrigens einen Auszug von Antiphonia auch klanglich wahrnehmen möchte, findet einen rund dreiminütigen Stream bei Lyrikline.org."

    - Glarean- Magazin/ Heiner Brückner

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